Ansgar Schoeberl

Ein direkter Weg über Umwege

Geboren 1972 machte ich mich nach einer zunehmend negativ linksradikalisierenden Jugend mit zwanzig auf den Weg, das Leben durch das Reisen zu erfahren. Über Umwege traf ich in Südspanien auf die Regenbogenfamilie (Rainbow Family) und eine naturverbundene, positive Lebensweise in Kommunen und auf Festivals. „Being on the rainbow path“ erlebte ich einen Haufen Heilung, als auch sehr ernüchternde Selbstspiegelungen.

1995 brachen wir in einem „Peace-Caravan“ von der Tschechei über Land nach Indien auf. Dort begegnete ich – ebenfalls über Umwege – der freigeistigen Lehre selbst entfaltender Praxis yogischer und buddhistischer Traditionen als auch teils sehr inspirierender Lehrer (Umwege!). Die Aussicht auf eine befreiende Reifung mittels persönlicher Praxis (Sadhana) liess mich Tipi & Community mit Ashram & Kloster eintauschen und die Reise nach innen antreten. Maturität anstelle von Autorität wurde mein Motto, und ich erlebte meine jugendlich anarchistischen Grundwerte in einem positiv neuen Licht.

Nach mehreren Jahren intensiver Asana- & Vipassana-Praxis (in Indien, Thailand und Sri Lanka) wurde mir der Atem als Schwerpunkt und Verbindungsglied zwischen „body & mind“ immer bewusster. Mit den Jahren des neuen Jahrtausends verlagerte ich meinen Fokus zunehmend – erst auf das Pranayama, später auf den Atem im weiteren Sinne.

Ab 2008 kam ich regelmässig über die Sommermonate in die Schweiz und fand auf dem Rossberg im Simmental eine sehr geeignete „Wieder-in-den-Westen-Einfindungsstätte“. Seit 2013 lebe ich fest auf der Kanareninsel La Palma, erneut in einfacher und naturverbundener Lebensweise – natürlich über Umwege. Life is not in our hands!

2012 veröffentlichte ich das Büchlein The Gift of Abhyasa und später diverse Atemartikel in Schweizer und deutschen Yogamagazinen. 

Senior Buteyko Facilitator (I.A.O.B.P.)
www.yoga-vichara.net

Atemartikel für den Schweizer Yogaverband und Interview mit Ansgar Schoeberl

Meine Atem-Vision - mein Lebensweg

Es macht wenig Sinn, eine an sich sehr günstige (adäquate) Praxis zu unterrichten, wenn die Umstände es aber nicht sind. Diese Erfahrung machte ich, als ich ab 2008 wieder vermehrt nach Europa kam, mit einem wasserdichten Pranayama-(Asana-&-Mudra)-Paket in der Tasche, das mich über zehn Jahre lang in Indien gehalten hatte.
Erstaunt stellte ich fest, dass sich diese Art von Yoga-Praxis im Westen grosser Beliebtheit erfreut, obwohl sie gar nicht so in unser Lebensbild passt. Unser westlicher Lebensstil lässt (mehrheitlich) den dafür nötigen Zeitaufwand einfach nicht zu. Selbst in Indien wird dieses Yoga traditionell in einer monastischen Auszeit angegangen, weil es ein temporärer Fulltime-Job ist, die nötigen Asanas und Mudras (Bandha, Kriya) zu lernen, um den Atem dann im Pranayama sicher durch seine Bahnen zu lenken.
Noch weniger Sinn macht es, die gesellschaftlichen Umstände ändern zu wollen, indem wir unsere westliche Lebensweise einem (spirituellen) Diktat östlicher (Rand-/Guru-)Kultur unterwerfen; recipe for disaster.
Und schlicht unsinnig ist es, die notwendigen/sinnvollen Voraussetzungen für eine Praxis so lange zu verwässern, bis sie angepasst mundgerecht werden. Im besten Fall verliert die Praxis enorm an Wirkung, oder sie wirkt gar gegenteilig, wo der Schuss nach hinten losgeht – this happens.

In diesem Licht gesehen ist es fast ein Segen, dass Pranayama im modernen Yoga (mehrheitlich) solch eine Schattenexistenz unter der (fast schon körperkultigen) Asana-Praxis fristen muss.
Schade eigentlich, denn Pranayama ist DIE Schlüsselpraxis im praktischen (Hatha-)Yoga schlechthin! Der Atem ist DER Link, der unseren Körper etabliert und Geist initiiert. Er verbindet das Grob- mit dem Feinstofflichen, bewahrt uns vor Endlosspiralen und macht Entwicklung möglich! Atem ist Austausch, ist atmendes Atman.

Auch ist der Atem breit gefächert, und es ist fragwürdig, warum Atmung und Lungen so oft auf einen effizienten Blasebalg reduziert werden. Das mag uns zwar sensationelle Atemräusche bescheren, aber eigentlich sind es nur Stresssymptome. Im günstigen Fall stärken sie uns (als Hormesis), aber wie das Sprichwort sagt: Was uns nicht stärker macht, kann... Die Lungen sind ein stilles, organisches Wunder, und der Atem sowohl unser biochemischer Stoffwechselgarant als auch Energielieferant (ATP)!

Also machte ich mich ab 2008 intensiv auf den Weg, um „westtaugliche“ Ansätze zu finden, die dem Atem gerecht werden und für uns machbar sind. Nach diversen Trial & Errors (interessante und spannende Ansätze, die aber mehr den Atem benutzen als ihn zu erhellen), waren es das Sukshma-Pranayama, der Erfahrbare Atem, vor allem die klassische Buteyko-Methode sowie gewisse Freitauchtechniken, die ich sehr schätzen lernte.

Diese Ausbildung ist das Ergebnis einer 15-jährigen Auseinandersetzung, Verinnerlichung und Verbindung dieser Ansätze. Mit Daniela Küng, einer inzwischen jahrzehntelangen Yogagefährtin, habe ich eine rückhaltgebende Verbindung und das Vertrauen, diese so essentielle, aber auch sensible/subtile Thematik in Form zu bringen und weiterzugeben.